Das Paradies bleibt geöffnet

Erst heute finden wir auf griechenland-blog.gr die angekündigten Informationen darüber, welche Maßnahmen die Regierung für den November vorsieht, um Griechenland vor Corona zu schützen. Das Erdbeben, das am Freitag die Insel Samos erschüttert hat, bekam Ministerpräsident Mitsotakis‘ volle Aufmerksamkeit, die angekündigte TV-Ansprache an seine Bürger wurde daher um einen Tag verschoben. Wir haben vom Erdbeben zum Glück nichts mitbekommen, sind aber voller Mitgefühl für die Menschen: Als sei Corona nicht schon schwierig genug für alle…

Wir gehen also erst einmal von unserem Informationsstand vor der TV-Ansprache aus und halten weiter an unserem Plan fest, Richtung Süden zu reisen. Gestern kommen wir allerdings nur 15 Kilometer weit: Als wir von unserem wunderbaren Campingplatz auschecken wollen, ist der Eigentümer unauffindbar. Zwei Stunden warten wir, dann kommt die Köchin des Restaurants, und wir können bezahlen und bekommen unsere Ausweise zurück. Der Plan, etwa 100 km weit zu fahren, ist damit dahin, es ist bereits 14 Uhr, wir müssen noch einkaufen und haben auch noch nichts gegessen. Aber wir haben es eigentlich sowieso nicht eilig, hier wegzukommen – mit jeder weiteren Kurve und jedem neuen Blick, der sich auf das Meer, die zahllosen vorgelagerten Inseln, blau glitzernde Buchten auftut, möchten wir langsamer werden – es ist traumhaft schön hier. Bis Sivota fahren wir, ein Ort, in dem wir auch letztes Jahr schon einen Tag verbracht haben. Es ist 16 Uhr, als wir in einem Restaurant am Hafen sitzen und gegrillten Oktopus essen, um uns herum schleichen die allgegenwärtigen Katzen in der Hoffnung auf ein paar Krümel vom Tisch. Sivota ist ein ziemlich touristisches Örtchen, zumindest während der Saison. Jetzt hat nur noch ein kleiner Teil der Restaurants geöffnet, in der Taverne nebenan räumen sie schon die Blumenkübel fort und verpacken die durchsichtigen Seitenwände aus Kunststoff, mit denen sie hier die Außenterrassen vor Wind schützen. Ab morgen ist hier Feierabend für den Winter, erklärt uns unser Kellner.
In der hübschen Bucht, in der wir letztes Jahr übernachtet haben, stehen schon zwei Camper mit deutschem Kennzeichen. Wir fahren ein Stückchen weiter und schauen uns den Parkplatz eines Strandes an, auf dem im Sommer die Badegäste parken. Jetzt ist alles verlassen, das Restaurant am Strand hat Liegen und Mobiliar vertäut und die Terrasse dicht gemacht, hier ist die Saison definitiv vorbei. Hinter der Bucht geht gerade malerisch die Sonne unter, eine vergessene Lichterkette, die neben dem Restaurant um einen Olivenbaumstamm geschlungen ist, blinkt romantisch in der herabsinkenden Dunkelheit. Wir beschließen, über Nacht zu bleiben.

Dass wir uns gestern nicht gehetzt haben, erweist sich heute Morgen als gute Entscheidung: Die neuen Regeln, die wir beim Kaffee auf einer Bank am Strand lesen und die ab Dienstag gelten, gebieten keine Eile. Die wichtigsten Neuerungen: Statt der vier Farbzonen gibt es ab sofort nur noch zwei: eine gelbe und eine rote. In beiden Zonen gilt zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens eine Ausgangssperre, in beiden Zonen muss jetzt drinnen und draußen Maske getragen werden. Die Bewegungsfreiheit zwischen den Zonen wird aber zum Glück nicht eingeschränkt. Die Maßnahmen gelten für vier Wochen und haben für unseren Alltag wenig praktische Relevanz: Zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens schlafen wir, eine Maske haben wir ohnehin immer dabei und sind es von Italien schon gewohnt, sie auch draußen zu tragen. Der komplette Peloponnes liegt in der gelben Zone, die rote Zone umfasst vor allem den Norden Griechenlands, von dem wir uns bereits weg bewegen. Wir können uns also Zeit lassen auf dem Weg nach Süden, und die wunderschöne Westküste in Ruhe genießen.

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